Ich las die erste Fassung dieses Romans von 1984 des ausgebildeten
Volksschullehrers. Er wurde 1947 in Graubünden geboren. Eine neue
„übermalte“ Fassung erschien 2007. In seinen Ausführungen, in denen sich
Elemente eines Entwicklungsromans finden, schickt der Autor seinen
Protagonisten quasi auf einen „Flug“ aus einem Bauerndorf hinaus in die
Welt. Retos Schreibstil ist ein besonderer und damit für den Leser eher
gewöhnungsbedürftig. So arbeitet er mit ausgefallenen Sprachbildern,
mischt Sprache und spielt mit ihr, mit dem Ziel sie zum Klingen
zubringen. Für mich überreizt er seine stilistischen Elemente ein wenig,
weil sie den Textkern in den Hintergrund stellen und somit für mich den
Lesefluss hindern, der nötig ist, um sich in die Geschichte
hineinfallen zu lassen. Zudem zeigt sich schließlich, dass Reto Hänny
seiner These treu bleibt, dass Literatur immer aus Literatur entsteht
und arbeitet mit „Zitaten“ aus Romanen anderer Autoren. Fazit: Ein
Schuss zu viel Experimentelles!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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