In seinem unaufdringlich aufklärerischen und sehr zu empfehlenden
Sachbuch zeigt der Medienwissenschaftler Pörksen auf, wie sich vernetzte
User mit Gerüchten, Skandalen usw. im Internet in einen Kokon begeben,
in dem sie sich geborgen fühlen, weil sie unter ihresgleichen sind. Hier
verpuppen sie sich in ihrer eigenen Welt, in der nur ihre Wahrheit
zählt! Reales bleibt auf der Strecke und findet in ihrem versponnen
„Fake-News-Kokon“ nicht statt. In diesem diffusen Konstrukt, das eine
immense Eigendynamik entwickelt, werden aus Gerüchten Tatsachen und
Falschmeldungen ernst genommen. Was draußen real passiert, ist in dieser
Scheinwelt nicht relevant, denn in ihr hat „man“ (sich) etwas zu sagen!
Der Einzelne fühlt sich in seiner Meinung von Gleichgesinnten bestärkt.
Ihr gemeinsamer Feind ist die Außenwelt, vor der sie sich verschließen
und von der sie sich Stück für Stück entfernen. Was sich aus diesem
Konglomerat für die reale Welt ergeben kann, war bereits nicht selten
ein böses Erwachen!
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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