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Alexis Kivi: Die sieben Brüder

Der finnische Autor (1834-1872), der eigentlich Alexius Stendal hieß, schrieb unter seinem o. g. Pseudonym als erster in seiner Heimatsprache. Zuvor war die Amtssprache in seinem Land das Schwedische. Kiwis Roman wurde zu seinen Lebzeiten negativ aufgenommen. Krank und unglücklich starb er im Alter von nur 38 Jahren. Zunächst empfand ich den Aufbau des Romans als sehr ungewohnt, denn er besteht überwiegend aus Dialogen. Wenn man sich allerdings als Leser an dieses literarischen Stilmittel gewöhnt hat, und sich zudem auf das Mythische der Geschichte einlässt, fällt es einem leicht dem Autor dieser sozial- und gesellschaftskritischen Erzählung zu folgen. Sie spielt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Für mich ist es allerdings als Leser des 21. Jahrhunderts erschreckend zu lesen, wie das (analphabetische) Volk, damals durch den Staat und Klerus dominiert wurde. Jedoch wird es für mich heutzutage ebenfalls dominiert, nämlich vom Kapitalismus, der sich verbrämt soziale Marktwirtschaft nennt!

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Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

Nathalie Sarraute: Tropismen

Die 1900 in Russland geborene Autorin lebte ab 1902 bei ihrer nach Frankreich übergesiedelten Mutter. Allerdings verbrachte sie einen Monat im Jahr in Russland bei ihrem Vater, einem eher areligiösen jüdischen Fabrikanten. Auch er ging 1907 nach Frankreich. So saß sie als Kind quasi in ihrer neuen Heimat zwischen den Stühlen ihrer Eltern, die beide mit neuen Partnern liiert waren. Den Hang zum Schreiben hatte die Autorin offensichtlich von ihrer Mutter, die sich in diesem Metier bereits in ihrer Heimat versuchte. Nathalie Sarrautes Art zu schreiben, ist eher die, des sich Herantasten an Worte, an Sprache. „Tropismen“ ist ihr erstes (schmales) Buch, es erschien 1938. Die deutschsprachige von mir gelesene Übersetzung von Max Hölzer erschien 1985 in „Cotta‘s Bibliothek der Moderne“. Wer „Experimentelles“ mag, liegt mit Nathalie Sarraute, richtig. Die Autorin verstarb im Alter von 99 Jahren!