Direkt zum Hauptbereich

Alberto Manguel *): Eine Stadt aus Worten / Über „Fast-Food-Bücher“! - Sachbuch -

“Unter dem Einfluss einer allgemeinen an vermeintlich eher „unbedarfte“ Leser gerichteten Zeitungspolitik füllen die Literaturbeilagen mehr und mehr Platz mit ebendiesen „Fast-Food-Büchern“ und erwecken so den Eindruck, „Fast-Food-Bücher“ seien genau so wertvoll wie jeder altmodische Klassiker, oder aber die Leser seien nicht intelligent genug, um sich an „guter“ Literatur zu erfreuen. Dieser letzte Punkt ist von entscheidender Bedeutung: Die Industrie muss uns unsere Dummheit erst anerziehen, denn Dummheit ist uns nicht von Natur aus gegeben. Im Gegenteil, wir kommen als intelligente Geschöpfe, neugierig und begierig nach Unterweisung zur Welt. Es bedarf schon eines immensen Aufwands an Zeit und Mühe, individuell wie kollektiv, um unsere intellektuellen und ästhetischen Fähigkeiten, unser kreatives Empfinden und unseren Sprachgebrauch abzustumpfen und schließlich zu ersticken.“ (S. 180 mitte bis S. 181 oben)
*) Alberto Adrián Manguel, geb. 1948, ist ein Schriftsteller, Literaturdozent, Übersetzer und Redakteur. Er wurde in Buenos Aires geboren und wuchs in Israel auf und ist kanadischer Staatsbürger.
P.S.: Ich würde mich freuen, wenn mein Beitrag zu einer Diskussion über „Fast-Food-Bücher“ anregen würde!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dieter Wellershof: Der Sieger nimmt alles

Der Autor Dieter Wellershoff (1925-2018), der im Erwerbsberuf Lektor war, schrieb 1983 auf mittlerem Unterhaltungsniveau diese mit 511 Seiten „gut weg zu lesende“ leichte Belletristik mit einem zu erwartenden Ende. Im Mittelpunkt der von Allgemeinplätzen strotzenden Story - sie ist in der alten beschaulichen BRD angesiedelt - versucht ein bemühter Geschäftsmann in die Fußstapfen seines Schwiegervaters zu treten, was ihm allerdings aus diversen Gründen sehr große Mühe bereitet.                                                                                                        

Nathalie Sarraute: Die goldenen Früchte

Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!

John Niven: Gott Bewahre

Leicht, locker und flockig Geschriebenes zum Thema Gott und die Welt! Wer, so wie ich, katholisch sozialisiert wurde und seine ihm aufoktroyierten Glaubensbotschaften hinterfragt hat, kann sicher mit diesem Fantasiemärchen etwas anfangen. Wie auch immer, etwas Wahres ist durchaus dran an dieser schrägen Story, die im Amerika der Jetztzeit spielt. Fazit: Kurzweilige Erzählung mit einem Schuss Tiefgang für alle, die diese Materie interessiert. Da die Story literarisch nicht anspruchsvoll ist, ist sie für Everybody geeignet, der sich nicht an Blasphemie stört, sondern sie im Gegenteil zu schätzen weiß.