Eher zufällig las ich im Anschluss an Philip Roth Thomas Pynchon, den
ebenfalls amerikanischen Autor, der nur vier Jahre nach Philip Roth geboren
wurde, aber eine vollkommen andere „Schreibe“ als dieser an den Tag legt. In
seiner mehr als 1000 Seiten umfassenden Story, die im Stil einer
historiografischen Metafiktion geschrieben ist, erzählt er von den Briten
Charles Mason, einem Vermessungsingenieur, und dem Astronomen Jeremiah Dixon,
die in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts die Grenzlinie zwischen den Nord-
und Südstaaten Amerikas, auch bekannt als Mason-Dixon-Linie, zogen. Anders als
bei einem klassischen historischen Roman, vermischen sich bei Pynchon reale und
fiktive Fakten und lassen ihn, zu einem lebendigen Ganzen werden, in dem auch
über Geschichte reflektiert wird, sodass man als Leser ziemlich herausgefordert
ist, das ein oder andere zu hinterfragen. Zudem sind Inhalt und Stil sehr
spannend und lassen trotz der Erzählfülle keine Langeweile aufkommen. Für mich
war Pynchons Roman eine wunderbare Urlaubslektüre, die ich allen empfehlen
kann, die außer Lust auch Zeit, für ein nicht alltägliches Leseerlebnis haben.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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