„Schöne neue Welt“ Huxley lässt grüßen! Allerdings ist die
Welt, die Sybille Berg in ihrem in Großbritannien spielenden Roman aufzeichnet,
um einiges autokratischer: Algorithmen übernehmen die Macht über die
Menschheit. Hinzu kommt Brainfuck. Das ist die permanente Überflutung der
Gehirne durch massenhafte Informationen! Allerdings sorgen vier Kinder für
Gegenwehr; denn sie spielen das Spiel des Neoliberalismus nicht mit. Sie lehnen
sich zudem dagegen auf, dass Menschen zur Perfektionierung der Überwachung
Chips eingepflanzt werden! Der Halt der Kinder ist Grime (GRM), die größte
musikalische Revolution seit dem Punk. Bergs eingängige Sprache entwickelt in
ihrer apokalyptischen Story einen unheimlichen Sog, dem ich mich kaum entziehen
konnte. Und wenn man zwischen den Zeilen liest, ist unschwer zu erkennen, dass
unsere Gegenwart von Bergs Vision eines perfekten Überwachungsstaats,
vielleicht weniger trennt, als wir meinen.
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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