Der 1935 geborene Wiener Philosoph beschäftigte sich u. a. mit
Argumentationsphilosophie, was er in seinen o. g. Aufzeichnungen, die ich nur
empfehlen kann, bestens dokumentiert. Anstatt einer Rezension möchte ich
Schleichs unten stehenden Absatz rezitieren, der für mich eine hervorragende
Anleitung darstellt, mit Menschen umzugehen, die meinen sie haben „Die
Wahrheit“, aus welchen Gründen auch immer, für sich gepachtet und müssten sie
anderen aufoktroyieren! „Ideologien, Religionen, Schwärmereien, Visionen,
Dogmen, Doktrinen, Glaube und Aberglaube, Orthodoxien, Häresien und was der
gleichen noch alles geben mag, die zu Verletzungen der Menschenrechte anleiten oder
dieselben verharmlosen, soll man attackieren – auch dann, wenn sie sich im
Moment lammfromm geben. Denn die Erfahrung lehrt, dass man in diesen Dingen,
überhaupt nicht misstrauisch genug sein kann. Deshalb soll man jeden Versuch,
die Vernunft verächtlich zu machen, jede Relativierung der Vernunft durch
verspielte Intellektuelle genauso wie durch verbohrte Fanatiker entschieden
verbitten.“ (Seite 175 unten bis 176 oben!)
Nathalie Sarraute erzählt die „Geschichte“ eines Romans, der nicht existiert! Geschrieben ist er im Stil des „Nouveaus“, den die Autorin im Frankreich der 60er Jahre mitbegründete. Diese Art des Schreibens ist eher deskriptiv, wenn sie Handlung transferiert. Auf den konventionellen Leser wirkt dieses retardierend. 1964 wurde die Autorin für ihren Roman, der mich einerseits irritierte und andererseits faszinierte mit dem internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Wer einmal „ausgetretene“ Literaturpfade meiden möchte, ist mit diesem eher kurzgehaltenen Roman bestens bedient und vielleicht auch, wie ich, von ihm und seiner Thematik angetan!
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